Ich brauche einen Feind
Es geht mir nicht gut.
Die Kinder sind am Jammern,
die Seuche ums Haus wandernd.
Sie sperren uns ein.
Warum?
Es geht mir nicht gut.
Ich wurde heut gefeuert,
der Einkauf wird zu teuer.
Wir gehen hier ein.
Warum?
‘s geht mir nich gut,
soll die Hoffnung nicht aufgeben,
sie haben ja leicht reden.
Ich ertrage es allein.
Warum.
Es geht uns nicht gut,
es ändert sich rein gar nichts –
Komm her, wenn Du mit mir sprichst!
Sie halten uns klein.
Sie sperren mich ein.
Ich brauche einen Feind.
Es geht niemandem schlecht.
Niemand, den ich hier kenne,
hat die Seuche – war am Ende
alle Panik nur zum Schein?
Das kann nicht sein.
Es geht doch allen gut,
der Nachbar sieht es auch so,
behauptet, alles sei wie immer –
hab früher nichts geglaubt dem Spinner –
aber Recht hat er schon irgendwo.
Geht es uns noch gut?
Widersprüche werden dichter,
mein Bauchgefühl ist sich sehr sicher:
Die Lügenpresse wahrt den Schein.
Gott weiß, ich will kein Schaf mehr sein.
Ich finde meinen Feind.
Es geht mir wieder gut,
die Freunde werden immer mehr,
man kennt sich flüchtig, schätzt sich sehr.
Geteilter Hass löst mein Problem
und wird im Pulk zur Straße geh’n.
Euch geht’s bald nicht mehr gut,
ihr sprecht von uns Verrückten,
seid Wind in uns’rem Rücken.
Egal, wie ihr es meint:
Wir trotzen euch vereint.
Wir haben einen Feind.
Ein Nebel voller Fakten
bedrängt meine Kontakte,
sodass mich mancher meidet,
der Lüge mich bezichtigt,
ins eigne Fleisch sich schneidet,
doch das ist nicht mehr wichtig.
Die Weisheit tropft aus einem Horn,
Gefühle tragen mich nach vorn,
so halt ich es für richtig.
Es ging mir nicht gut.
Es geht mir nicht gut.
Die Sicht beginnt zu schwinden,
kann Freund und Feind nicht finden
und bin wieder allein.
Ich habe keinen Feind.